Haupinhalt
Neujahrsansprache des Stadtpräsidenten
Liebe Bülacherinnen, liebe Bülemer – Es guets Nois – ich wünsche Ihnen allen einen guten Start ins 2025!
Ich freue mich, dass Sie heute an «Bächtele» mit dabei sind. Vor 20 Jahren hat der Feuerwehrverein, unter dem Präsidenten Ernst Meier, mit dem Kanonenschiessen auf dem Lindenhof angefangen. Unter der Leitung von Roger Jung, feiern wir heute das 20-jährige Jubiläum. Ich danke dem Feuerwehrverein für diesen Einsatz und freue mich, wenn diese Tradition noch lange aufrechterhalten wird. Zusammen mit den Trychlern ist dieser Auftritt eine Bereicherung für diesen Anlass und für unsere Stadt.
«Bächtele» ist eine attraktive und unterhaltsame Tradition, um das neue Jahr zu beginnen, ein Anlass der Freude und der Begegnungen in den verschiedensten Lokalen unserer Stadt.
Herausforderndes Wachstum und Integration
In Anbetracht dessen, wie viele Konflikte und Kriege aktuell auf diesem Globus unendlich viel Leid verursachen, bin ich dankbar, dass wir hier in Bülach solche Feste der Freude in Frieden gemeinsam feiern können.
Mittendrin steht die Schweiz mit einer politischen Stabilität und Sicherheit, welche weltweit einmalig ist. Wir leben auf einer Art Insel; auf einer Insel, die äusserst attraktiv ist und auch deswegen dazu führt, dass der Kanton Zürich jährlich um über 10'000 Einwohnerinnen und Einwohner wächst. Unsere Stadt wird sich, in weniger als 30 Jahren, verdoppelt haben. Ein solches Wachstum, in so kurzer Zeit, erlebt Bülach zum ersten Mal in der Geschichte und stellt die Stadt vor viele Herausforderungen;
- eine Herausforderung, weil sich das Stadtbild verändert,
- eine Herausforderung, weil unsere Schulräume und unsere gesamte Infrastruktur grosser Investitionen bedürfen,
- eine Herausforderung, weil Menschen aus verschiedenen Kulturen ankommen und sich damit die kulturelle Vielfalt verändert,
- eine Herausforderung, weil sich auch die Werte in der Gesellschaft verändern.
Die starke Einwanderung und die Flüchtlingsströme machen vielen Menschen Sorgen. Sie sorgen sich um den Erhalt unserer Werte, unserer Kultur und unserer Umwelt. Ich habe Verständnis für diese Sorgen und bin deshalb der Meinung, dass die Schweiz diese Themen ernst nehmen und entsprechend handeln muss. Gefordert ist in erster Linie die Bundespolitik, welche die Migrationspolitik zu verantworten hat.
Wir können das Wachstum und die Wertevielfalt nicht aufhalten, aber wir müssen nicht tatenlos zusehen. Wir können uns dafür einsetzen, dass unsere Grundwerte in unserer Stadt bestimmend und richtungsweisend bleiben. Jede und jeder von uns, kann einen Beitrag zu einer guten Entwicklung des Miteinanders leisten.
Dies können wir, die wir mit der heimischen Gesinnung verbunden sind, in dem wir Werte wie Respekt, gegenseitige Achtung, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit, leben. Das ist wahrlich keine einfache Aufgabe, aber wenn wir danach streben, bin ich überzeugt, dass wir so unsere Grundwerte aufrechterhalten und damit eine funktionierende Gesellschaft sicherstellen können. Sich an diese Werte zu halten, gelingt den Menschen nicht immer und es ist bedauerlich, dass der Anstand und der Respekt, insbesondere in den sozialen Medien, verloren gehen.
Darin werden Menschen, ohne Dialog und ohne nachzufragen, mit Halbwissen und Vermutungen, zu Themen oder zu ihrer Person kritisiert. Ich wünsche mir, dass in Bülach die gegenseitige Achtung ein tragender Wert unserer Gemeinschaft ist und bleibt.
Unseren Migrantinnen und Migranten in Bülach möchte ich motivieren, Schweizerdeutsch zu lernen. Wie überall auf der Welt, schätzen es auch wir, wenn Menschen sich die Mühe nehmen, die Sprache der beheimateten Bevölkerung zu sprechen.
An der 25-jährigen Jubiläumsfeier für den Friedennobelpreis des Dalai Lama in der Stadthalle traf ich einen Tibeter, der in den 60er Jahren in der Schweiz Asyl bekam. Für die erfolgreiche Integration der Tibeterinnen und Tibeter, scheint die damalige Botschaft des Dalai Lama, welche er diesen mitgegeben hatte, richtungsweisend gewesen zu sein: «Lernt die Sprache, kleidet euch, wie die Schweizerinnen und Schweizer, esst und trinkt, was in der Schweiz gegessen und getrunken wird!»
Für Personen aus anderen Kulturen ist es wesentlich, dass sie die Grundwerte der Bundesverfassung, wie beispielsweise die freiheitlich demokratische Grundordnung, die Rechtsgleichheit, sowie die Gleichberechtigung von Mann und Frau, respektieren und annehmen. Diese Werte sind die Grundpfeiler unserer Gesellschaft und deshalb sollen sich alle Personen, welche ein Bleiberecht beantragen, daranhalten.
Ich freue mich, wenn alle Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger, sich rasch möglichst in Bülach «zuhause» fühlen. Dieser Prozess kann durch freiwillige Mitarbeit in einem Verein oder einer Institution begünstigt werden.
Herausfordernde Investitionen
Ich komme zu den Herausforderungen des Wachstums zurück. Unsere Stadt steht vor einem massiven Investitionsbedarf. Für die, letztes Jahr vom Volk bewilligten, Schulbauten, sind in der Investitionsplanung ca. 100 Millionen Franken reserviert. Die weiteren Grossprojekte, wie der Busbahnhof, die Passerelle am Bahnhof, die Erneuerung der Sportanlage Hirslen und die dringend benötigten Rasenplätze im Erachfeld, werden über weitere 100 Millionen Franken kosten.
Ein weiterer Meilenstein wird die Neugestaltung des «Sonnenhof-Areals» sein. Anfangs Februar wird die Immobilienfirma Terresta der «Stiftung Kunst, Kultur und Geschichte», ihren überarbeiteten Gestaltungsplan dem Parlament und danach der Öffentlichkeit vorstellen. Auf diesem Areal ist das neue Kultur- und Begegnungszentrum (KuBeZ) geplant.
Ich freue mich, dass es mit diesem Projekt, nach der Überarbeitungsphase, endlich wieder vorwärts geht und wir, so hoffe ich, noch dieses Jahr, den Antrag und die Weisung zur Finanzierung des KuBeZ, dem Parlament vorlegen können.
Ja, der Stadtrat will investieren, weil er überzeugt ist, dass es sich langfristig lohnt und für eine nachhaltige Entwicklung unserer Stadt von Bedeutung ist. Da wir diese Beträge in vollem Umfang, weder mit zusätzlichen Einnahmen noch aus einem Sparprogramm finanzieren können, muss die Stadt Fremdkapital aufnehmen oder anders ausgedrückt, Schulden generieren. Die grosse politische Debatte von heute und den kommenden Jahren wird sein, wie viel Schulden noch vertretbar sind, wie viel eingespart werden kann, ohne nachhaltigen Schaden zu verursachen, und wie viel zusätzlich über die Steuern finanziert werden soll.
Auch wenn ich Verständnis für diese anspruchsvolle Diskussion habe, so möchte ich uns alle zu einer gesunden Haltung der Zuversicht ermutigen. Wir stehen nicht mit dem Rücken zur Wand. Wir werden mit der nötigen Weitsicht, gemeinsam einen gangbaren Weg finden und unsere Stadt in dieser positiven Dynamik weiterentwickeln! Möge unsere Stadt geprägt sein von Menschen, die grundsätzlich FÜR etwas und nicht GEGEN etwas sind. Das zeigt sich in einer konstruktiven und lösungsorientierten Haltung, die uns in der Politik und Gesellschaft in Bülach vorwärtsbringt.
Lebenswerte Stadt
Bülach ist eine äusserst lebenswerte Stadt mit einer grossen Strahlkraft in der Region. Bülach ist eine sogenannte «15 - Minuten Stadt»! In 15 Minuten sind wir zu Fuss von jedem Ort der Stadt im Zentrum oder von jedem Ort der Stadt in der Natur. Das Bildungsangebot ist sehr vielfältig, eine der grössten Volkshochschule des Kantons Zürich befindet sich in Bülach. Unsere Stadt ist mit dem öffentlichen Verkehr hervorragend erschlossen. Bülach hat mit dem Spital und den vielen Fachärzten, eine sehr gute medizinische Versorgung. Bülach hat eine wunderschöne Altstadt, die weit über die Stadtgrenzen bekannt ist. Unsere Stadt hat ein riesiges Angebot an Dienstleistungen, Kirchen, Vereinen und Veranstaltungen. Jedes Jahr finden etwa 20 Strassenfeste in den Quartieren statt und sind damit Orte der Begegnung. Im letzten Herbst konnten Michèlle Büchler und Luzi Keller, den langersehnten Ersatz für das Kulturlokal, die Kantine eröffnen. Sie führen gemeinsam das neue Caverno an der Feldstrasse und ich freue mich, dass sie damit das kulturelle Leben in Bülach bereichern.
An dieser Stelle auch ein grosses Dankeschön an alle, die sich freiwillig über das letzte Jahr hin, sichtbar oder im Verborgenen, für das Wohl unserer Stadt eingesetzt haben. Einer von ihnen war Werner Oetiker, der mit seinem Team und mit viel Einsatz unsere Bibliothek zu einer «Open Library» verändert hat, zu einer Bibliothek, bei der Sie auch ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten Eintritt bekommen können. Vielen Dank Werni!
Highlights 2025
Zudem können wir uns dieses Jahr auf zwei grosse Veranstaltungen freuen. Im Juni erwarten uns die Bülacher Jazztage, welche die Familie Tantanini und alle ihre Helferinnen und Helfer, zu einer kulturellen Attraktion im Bülacher Kalender machen. Das grösste Highlight im Jahr 2025 findet Ende August statt. Es ist das BüüliFäscht! Wir mussten, aufgrund der Pandemie und der Neuausrichtung der Organisation, 8 Jahre auf unser traditionelles Stadtfest warten. Ich kann Ihnen jedoch versichern, das Warten hat sich gelohnt. Das Team, um den OK-Präsidenten Jürg Hintermeister, hat das BüüliFäscht in eine neue Dimension geführt. Ich bin überzeugt, das Fest wird ein grosser Erfolg werden und vielen Menschen von nah und fern viel Freude bereiten.
Die Liste Bülacher Qualitäten ist noch lange nicht fertig, aber Sie merken, ich bin begeistert von unserer Stadt und bin so froh, sie meine Heimat nennen zu dürfen. Bülach hat sozusagen alles, was es zum Leben braucht!
Liebe Bülacherinnen und Bülemer, Sie leben in einer Stadt, in der sich der Stadtrat und die Verwaltung, mit viel Herzblut für ein ausgewogene Stadtentwicklung einsetzt. Eine sich gut entwickelnde Stadt versucht, Angebote für alle Menschen in allen Lebenslagen zu ermöglichen. Wir geben unser Bestes, auch wenn es nicht möglich ist, jederzeit alle Erwartungen zu erfüllen. In dieser Wachstumsphase steht die lokale Politik stets im Spannungsfeld zwischen den Erwartungen vom kleinen «Städtli», in welchem sich jede und jeder kennt und den Anforderungen einer urbaner werdenden Stadt.
Um das Zusammenleben zu stärken, Identität zu schaffen und eine positive Dynamik zu erzeugen, steht die bereits initiierte «Büüli-Idee». Mit diesem Projekt soll die Bevölkerung ermutigt werden, ihren Lebensraum mitzugestalten. Die Bülacher Einwohnerinnen und Einwohner brachten letzten Herbst Ideen für das Gemeinwohl der Stadt ein. Demnächst wird mit einer öffentlichen Online-Abstimmung die Sieger-Idee bestimmt und am 26. März veröffentlicht.
Es ist ein grosser Wunsch von mir, dass Büüli für uns alle ein Zuhause wird und bleibt.
Veränderung
Dazu gehört auch der Umgang mit allen Veränderungen. Wir leben in einer Zeit, in der Entwicklungen rasch geschehen. Der Wandel betrifft nicht nur unsere Stadt, sondern jeden von uns. Die persönliche Auseinandersetzung mit Veränderungen, sowie die in unserem Umfeld, sind für viele von uns sehr anspruchsvoll. Der wohl grösste Einfluss, wie wir auf Veränderungen reagieren können, ist vermutlich in uns selbst zu suchen.
Wir können nicht alle Umstände beeinflussen, aber wir können uns auf die zu veränderbaren Situationen fokussieren und dahin unsere Gedanken lenken. Das setzt in uns Lebensenergie frei. Sich ständig über das Unveränderbare zu beklagen, lähmt uns und unsere Mitmenschen.
Die Tatsache, dass wir Einiges nicht ändern können, hat auch positive Aspekte. Diese zu entdecken, führt uns in eine positive Grundhaltung und macht uns dem Leben gegenüber demütig und resilienter.
Gerade diese ruhigen Tage um den Jahreswechsel, erlauben uns, innezuhalten, die Veränderung zu umarmen, aus der Vergangenheit zu lernen, Neues zu entdecken und uns bewusst für erste Schritte zu entscheiden.
C.S. Lewis, einer meiner Lieblingsschriftsteller, zitierte Folgendes:
«Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang verändern. Aber du kannst starten, wo du bist und das Ende verändern.“
Mir gefällt dieses Zitat, weil es verdeutlicht, dass wir jeden Tag eine neue Chance erhalten, aktiv unseren Kurs zu ändern. Ich bin überzeugt, dass Sie und ich vieles in der eigenen Hand haben, um unsere Zukunft positiv zu gestalten. Es kommt auf unsere Haltung und unsere Veränderungsbereitschaft an.
Neujahrswünsche
Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen viele hoffnungsvolle Tage, Tage der Zuversicht. Für alle die Leid erfahren haben oder noch mittendrin stehen, wünsche ich ein übernatürliches «Getragen sein». Uns allen wünsche ich wunderbare Momente der Stille und des Innehaltens. Wir brauchen diese Zeiten. Ich wünsche Ihnen viel schöne Begegnungen, gute Beziehungen und tragende Freundschaften.
Ich wünsche Ihnen ein erfülltes, von Gott gesegnetes, neues Jahr und schliesse mit einem Refrain von Dietrich Bonhoeffer:
«Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.»
Mark Eberli, 2. Januar 2025